In diesem Beitrag geht es um den Umbau von Ascom SE540 BOS-Funkgeräten. Es war Michael, DB7MM der mich auf die Idee gebracht hat, 2m BOS Funkgeräte von Ascom so zu umzubauen, dass sich diese für den Amateurfunk einsetzen lassen. Er selbst hat das schon einige Male gemacht und gab mir daher eine „vorsichtige“ Empfehlung. Ich habe dann bei eBay ein Angebot gefunden. Ein Händler wollte inkl. Versand nur 30 Euro pro Gerät haben. Ich bestellte also gleich 2 und baute sie dieses Wochenende um.

SE540 von Ascom - Abgleich und Programmierung auf 2m VHF Amateurfunkfrequenzen

Grundsätzliches

Das Ascom SE540 ist ein Behördenfunkgerät und dementsprechend massiv ausgelegt. Die Verarbeitung und Haptik ist ausgezeichnet. Man bekommt mit dem SE540 ein sehr wartungsfreundliches Gerät, das eine gute Dämpfung von Außerbandsignalen hat. Der Empfänger ist typisch genauso empfindlich wie bei einem modernen Amateurfunktransceiver. Dank getrennter Regelung von Mikrofonverstärkung und Spitzenhub kann man ein 12,5kHz-konformes Sendesignal machen, wenn man will. Ein sauber geschriebenes EPROM vorausgesetzt laufen die Geräte auf 24/7 ohne Probleme. Nach Stromausfall laufen sie auf dem vorprogrammierten Kanal ohne weiteren Nutzereingriff. Alle Signale sind über eine 15-polige D-Sub-Buchse zugänglich, da läßt sich eine zuverlässige Verkabelung machen.

Empfangsabgleich auf 2m Amateurfunk und Lötbrücken setzen

Man muss die Geräte empfangsseitig neu auf Amateurfrequenzen abgleichen und 5 Lötbrücken setzen. Neben den Filterspulen des Eingangsfilters sind Kondensatoren, damit man die Eingangsfilter in einem so weiten Bereich abstimmen kann. Diese Kondensatoren werden mit Brücken um je 2,5pF erweitert, um den Empfänger Richtung 145Mhz zu „biegen“. Ein Abgleich auf 145 MHz ist kein Problem, die Programmiersoftware geht sogar mit der Funktion "Erweitern" nach Bestätigung bis 143 MHz. Nach dem Setzen der 5 Lötbrücken konnte ich bei einem der beiden Geräte schon Relais hören. Das andere Gerät rauschte nur. Erst nach Abgleich des Empfängers "hörten" beide Geräte gleich gut. Die SE540 sind recht schmalbandig angelegt. Man kann typisch knapp 5 MHz Frequenzbereich mit einem Abgleich machen. Weil die Betriebsfunkfrequenzen von 146 - 174 MHz reichen, wurde das Gerät auch so beworben.

Vorteile der Ascom SE540er Serie:

  • Die SE540 waren früher mal teuere Geräte, mit 5-kreisigem Eingangsfilter und auf Dauerbetrieb ausgelegt
  • Wartungsfreundlich, Abgleich ist allein mit Meßsender zu machen
  • Lassen sich schön über eine D-Sub-Buchse auf der Rückseite verdrahten
  • 1750 Hz Tonruf

Nachteile der der Ascom SE540er Serie:

  • Können maximal 20 Kanäle, die man vorher mit einem EPROM festlegen muß
  • Sind mit gut 300 mA bei 12 V nicht gerade sparsam
  • Neuabgleich des Eingangsfilters für Amateurfunk ist Pflicht, aber recht einfach
  • Die Originalfirmware läßt nur 20 verschiedene Kanäle zu, als Anzeige stehen auch nur Zahlen zwischen 00 und 99 zu Verfügung
  • Braucht man eine andere Frequenz als die geplanten 20 Kanäle, muß man das EPROM tauschen
  • Sendeleistung läßt sich nur beim Abgleich verstellen
  • Kein eingebauter Lautsprecher wie z.B. bei einigen Motorolas (GM900, etc.)

Programmieren des EPROM-Speicherbausteins

Geräte der Ascom SE540-Serie verfügen über einen eingebauten EPROM mit den Frequenzen. Dieser ist auf der Hauptplatine gesteckt und muss entfernt werden. Da ein EPROM mit BOS-Frequenzen für uns nutzlos ist, kann das EPROM direkt mit einer UV-Lampe gelöscht werden. Unter http://www.pa3eki.nl/cdr-std/cdr-std.htm gibt es die Orignal DOS-Software zum Erstellen der EPROM-Abbilder. In den Niederlanden wurden die Geräte unter dem Namen "CONDOR-Standaard" vermarktet. Die Software ist teilweise auf Niederländisch, teilweise auf Deutsch. Es ist also ein wenig abenteuerlich, damit zu arbeiten. Eine so erstellte „DAT“-Datei kann man dann in binär bzw. Intel HEX umwandeln. Das kann jeder Eprommer schreiben. Auf meinem 64-bit Windows 10 PC musste ich mit DOSbox erst einmal ein 16-bit Betriebssystem emulieren. 

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Ich habe dann ein uraltes EPROM-Programmiergerät (Danke, DC2ZO) an den PC angeschlossen. Die Software war auf einer Diskette, welche DC2ZO mir schicken musste, da ich kein Diskettenlaufwerk habe. Bei DOSbox musste ich manuell in die Config-Datei eingreifen, um die serielle Schnittstelle „freizuschalten“. Ich habe die BIN-Datei dann auf das EPROM geschrieben. Wenn keine 2732 oder 27C32 oder 2764 bzw. 27C64 mehr im Gerät drinstecken, bekommt man immer noch welche bei ebay.

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Auf der Rückseite der Ascom SE540 befindet sich ein 15-poliger SUB-D Anschluss. Früher wurde diese Norm als sog. „Gameport“ genutzt. Damit wird die Spannung zugeführt und Mikrofon und Lautsprecher angeschlossen.

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Update vom 29.11.2016 - Kauf von 6W Geräten & Abgleich des TX-Zweiges

Bei den Geräten von Ebay handelte es sich um die große 25W-Version. Dies war so nicht in der Artikelbeschreibung angegeben. Nachdem ich mich schon ein paar Tage mit den 25W SE540 beschäftigt hatte, kaufte ich mir 3 weitere Ascoms SE540, da diese günstig von einem OM zu haben waren. Die Geräte von dem OM waren, wie sich später herausstellte, alles 6W-Geräte.

Nachdem mein 25W SE540 ziemlich warm wurde, habe ich diverse Sachen mit Michael (DB7MM) und Peter (DC2ZO) abgeklärt. Es stellt sich heraus, dass ich bei allem Geräten nur das 5-fach Eingangsfilter für den Empfang des Ascoms abgeglichen habe. Ich musste also noch 2 sendeseitige "Kreise" abgleichen.

  • VCO: Der Abgleich erfolgt, damit die Regelspannung im Komfortbereich des VCO liegt. Ansonsten kommt es NF-seitig zur Ausgabe von Piepsgeräuschen. Ist bei einem SE540 passiert. Der Abgleich muss für Sende- als auch Empfangsbetrieb separat gemacht werden. Man sollte für die größte und kleinste Frequenz eine Einstellung finden, bei der die Spannung am Messpunkte möglichst nah an 5 V liegt.

  • Endstufe & Anpaßnetzwerk der Endstufe bei den kleinen 6-10W Ascoms: Zuerst dreht man das Poti für die HF-Leistung auf "max". Die kleinen SE540 haben zum Abgleich extra zwei vorgesehene Meßdioden. Da muß man nur das Digitalmultimeter anklemmen und so lange an drei verschiedenen Trimmkondensator drehen, bis die Spannung den maximalen Wert zeigt. Dann werden noch zwei Drehkondensatoren auf maximale Anpassung gestellt. Bei meinem 6W Gerät kamen nach Abgleich 8W raus. Diese Leisgung dreht man dann zurück auf den Sollwert (6W bei mir).
    ACHTUNG: Bei meinem 25W-Gerät ist diese Möglichkeit der Justage nicht vorhanden. Das PA-Modul des 25W SE540 scheint es in 3 Frequenzbereichen zu geben. Daher paßt wahrscheinlich im Modul selber der Abgleich nicht ganz.

Fazit

Auch wenn man noch selber etwas arbeiten muss, so finde ich, lohnt sich die Mühe. Man bekommt mit den Ascoms Top Geräte mit guter Empfindlichkeit und Großsignalfestigkeit für sehr wenig Geld. Ich habe dieses Wochenende wieder sehr viel gelernt und kann einen solchen „Umbau“ nur jedem empfehlen.

Vielen Dank an der Stelle an Michael, DB7MM für die Idee, all die tollen Infos und den Support und Peter, DC2ZO für all deine Tipps, Hinweise, Zeichnungen, das EPROM-Gerät, etc...

Video vom Test

Die Seite von HB9DTX ist übrigens sehr empfehlenswert: ASCOM SE-540

Update 18.02.2018 - CTCSS Platine und Programmierung:

Da unser lokales 2m Relais DB0SR nun einen 71,9 Hz CTCSS-Ton hat, musste ich mein SE540 entsprechend umrüsten. In der Programmiersoftware gibt es die Möglichkeit, einen solchen Ton zu hinterlegen. In einem belgischen 25W-BOS-Gerät von Ebay fand ich zum Glück eine CTCSS-Platine. Nur mit der Programmierung ohne Platine wurde kein 71,9 Hz Subton gesendet, mit Platine konnte ich sofort über das Relais arbeiten.

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  • SE540_Software_CTCSS

Update 01.03.2020

Tim, DK5OH hatte mich bzgl. einiger Fragen kontaktiert. Er hat nun sein Ergebnisse in seinem Blog unter: Ascom SE-540 für Afu veröffentlicht. Besonders gut gefallen mir dabei die Informationen bzgl. der Visualisierung der Eingangsfilter und die externe Einspeisung eines CTCSS-Subtones an den NF-Filtern vorbei. Dies geht sogar bei den neueren Platinenrevisionen ohne vorbestückte Steckleisten. Auch interessant ist die Info, dass ein China Progger mit Windows Software für 38 Euro mit den EPROMs umgehen kann. Ich benutzte immer einen uralt-Progger von 1988 mit MS-DOS bzw. DOSBox. Das scheint alles einfacher zu gehen.


Kommentare  
0 # Manfred DL2AMM 2020-02-16 12:54
Hi ich suche das Progr. IPP540 in deutsch, möchte eine SE540-46 programmieren, wenn ich 430,3 Mhz eingebe und speichern, stürzt das Progr immer ab.... 430,2 430,4 , 430,275 geht.
- wer weis die Lösung?
vy 73.
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0 # Michael Ziehm 2019-09-25 17:44
Hallo.

Hat noch jemand die Beschreibung, welches Poti für welche Einstellung ist?

Die alten Seiten sind leider offline.

Danke schon mal.

73 de dg7mza
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0 # DG3AZ 2019-08-07 20:02
Moin,

benötigt man für CTCSS nur die Zusatzplatine? Funktioniert damit auch CTCSS beim Empfang, also ich nehme z.B. 123Hz als TSQ Auswerter und der Lautsprecher geht dann nur beim richtigen Ton an?

73 DG3AZ / André
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+4 # Chris 2018-11-26 17:24
Ein wunderbares Projekt! Besonders freut es mich, dass die CTCSS-Platine noch im Umlauf ist - ich habe sie nämlich seinerzeit entwickelt. Bei uns bei Ascom Salzburg hieß sie allerdings lapidar "Optionsplatine". Ich wünsche weiterhin viel Freude und Erfolg mit dem SE540!
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-6 # Lukas H 2018-04-09 04:45
Ist ein Umbau auf CB Funk auch möglich?
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0 # Frank DF8RST 2018-03-26 13:34
Ein sehr schönes Projekt, Johnny! Ich habe hier auch noch ein paar Teletrons liegen, die ich bei Gelegenheit für den Amateurfunk umrüsten wollte. An einem der Geräte ist noch ein Typenschild angebracht, auf dem zu lesen steht, Pfitzner Teletron T852. Auf der Frontplatte steht PTT Telecommunicatie. Es handelt sich wohl um Geräte aus den Niederlanden oder Belgien. Die HF-Ausgangsleistung beträgt etwa 6 Watt. Hast du vielleicht das Service Manual zur Hand, dass du mir per Mail zustellen könntest? Auf den PA-Seiten im Netz konnte ich nur Ausschnitte des Stromlaufplans finden. Ascom Radiocom gehörte doch zum Schluss der Firma Bosch Telecom. Zumindest von Bosch Telecom gab es immer sehr ausführliche Kundendienstschriften. Ich vermute, dass es die von Ascom Radiocom auch gegeben hat. 73 de Frank (DF8RST).
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